Kirschessigfliege in Südtirol und wie ein kleiner Weingärtner
damit umgeht.
Meran 29.9.2014
Auf dem Tappeiner Weg treffe ich auf einen vitalen und schlagfertigen Weingärtner. Sein landestypisch umgebundener blauer Schurz zeigt noch das trotzige Ausharren einer aussterbenden „Zunft“ in der autonomen Republik von Südtirol. Laut seiner Version stammt das Blau des Schurzes aus einem Zustand nach einem Glasel zuviel Wein. 
Geschäftstüchtig wie er ist, nutzt er das Ausschankrecht am viel begangenen Weg oberhalb von Meran zum Dorf Tirol. Frisch gepresster, von zuvor händisch entrappter Vernatsch – Trauben wird der Saft zum Preis von € 1.50 für 1 /10 ltr. angeboten. Feine Säure, milde Gerbstoffe und unvergorener Fruchtzucker lassen jeden Schluck als Genuss spüren.
Die Steillagen- Parzelle des Winzers umfasst ca. 1.000 Rebstöcke. Diese sind bereits 85 Jahre alt. Geerntet wurde heuer am 29.9.mit 105 Öchsle.
Auf meine Frage nach der Kirschessigfliege antwortete er : “ Noch nie gehört „. Eine kurze Zeit später, nach meinem zweiten Glas Vernatsch, erzählt er mir seine Sorgen wegen der seit dem Jahre 2010 auftretende Kirschessigfliege in Südtirol. Er selbst ist nur minimal betroffen. Vorsorglich wirft er die zur Ausdünnung abgeschnittenen Trauben nicht auf den Boden, sondern sammelt sie in einem Kunststoffsack. Vereinzelt befallene Trauben werden ausgeschnitten und ebenfalls in dem Kunststoffsack verstaut. Dieser wird luftdicht verschlossen, damit die Eier und Larven absterben. Wenn allerdings der Nachbar untätig bleibt, nützt seine Leistung nur bedingt, weil die Entfaltungsmöglichkeit des Schädlings gefördert wird.

So wie er informiert ist, gibt es für Südtirol noch keine offiziell zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung der Fliege. Gespritzt wird mit dem Insektizid Spinosad. Weil mit einer Spritzung jeweils nur eine Bekämpfung der Drosophila suzukii möglich ist, muss man 6 – 7 mal die Spritzung wiederholen. Er hofft auf einen strengen und langen Winter zur Dezimierung der Larven und auf natürliche Feinde.

bwdil