Reben schneiden im Markgräflerland
Über das „Rebschneiden“ ist bereits viel geschrieben worden. Der für mich beste Fachbeitrag kommt von Sebastian Holey im Weinblog: „Weinbau & Oenologie“. ( Link anklicken). Ich beschränke mich in diesem Beitrag auf eine kurze Bilddarstellung mittels Abfolge beim Schneiden.
Es ist Samstag der 18. Januar 2014. Trockene Luft bei 8 ° Celsius, die warme Sonne scheint wohltuend ins Gesicht und lässt die Rebenlandschaft in friedlichem Winterschlaf erhellen. Nicht überall herrscht Ruhe im Weinberg. In einer Parzelle brummt ein Schlepper mit einem aufgesetzten „Vorschneider“. Dieser kürzt die Ruten der Rebe, um sie später mit weniger Kraftaufwand aus dem Drahtrahmen rausziehen zu können. In einem benachbartem Gewann hört man einen kleinen Kompressor laufen. Er produziert Luft zum Bedienen pneumatischer Rebschneidegeräte. Schnell und gelenkschonend durchtrennen sie die Ruten am Kopfbereich der Rebe. Die Reihenfolge des Schnittes geschieht in einer bestimmten Art und Weise.
Ansicht Nordseite kurz vor dem Schnitt
Ich treffe bei meinem Weinbergspaziergang auf einen Rebschneidemann. Erstaunlicherweise stammt er nicht aus Polen oder Rumänien. „Ich bin ein
Einheimischer aus Heitersheim erzählt er mir, nachdem er mich gemustert und ich mich vorgestellt habe.
Ein großer kräftiger Mann mit brauner, gesunder Gesichtsfarbe, natürlichen Falten, neugierigen und verschmitzten Augen.
Zugleich spüre ich seinen gewaltigen Händedruck. Dieser stammt ganz sicher von seiner hundsgewöhnlichen Rebschere, ohne Pneumatik oder mit Batterie betrieben.
Von Stock zu Stock dippeln wir zwei durch die Rebgassen. Er schneidet mit Erfahrung und sicherer Hand während ich nur zuschaue. Wir sprechen über praktische Weinbergbestellung, Hand- und Maschinenlese, über Spontanvergärung oder dem Einsatz von Reinzuchthefe, Stahltanks und Holzfässer oder neuen Behältnissen wie dem Betonei. Vor dem Schnitt hat mir mein Holzfeuchtemessgerät im oberen Teil der Rute 43 % und in der Nähe des Rebholzkopfes 39 % Feuchtigkeit angezeigt. Ein Zeichen dafür, dass die Reben eigentlich Zeit für den Rücklauf des Saftes in den Kopf bräuchten. Wenn dann die Natur den Austrieb einläutet, tut sich die ausgeruhte Rebe leichter, durch den Kapillareffekt den Rebensaft aus den Wurzeln hochzuziehen.
Der sympathische Rebschneidemann heißt übrigens Herbert und ist 75 Jahre jung. Wir genehmigen uns jetzt einen Markgräfler Weinbrand im Eichenfass gereift. Im Glas leuchtet der Brand bernsteinfarben. Samtig weich, die weinig-blumige Note hat sich mit der feinwürzigen Holznote vereinigt Geschmeidig und unendlich voluminös im Ausklang. Ein Meisterbrand von Alfred Feuerstein aus Heitersheim.
pl
Ein Gedanke zu „Reben schneiden im Markgräflerland“
Hallo Berthold,
machst Du das mit allen Rebschneidemännern, die Du im Feld triffst? Erst mal einen Markgräfler Weinbrand genehmigen? 😉
Wenn Herbert die Hand hebt, dann steht man wohl echt im Schatten – meinen Respekt für jemanden, der ausschließlich mit der normalen Handschere schneidet!
Danke für die Verlinkung, ich hatte Dich übrigens auch in folgendem Artikel erwähnt: http://www.ueber-land.eu/innovative-landwirtschaft-sebastian-holey-wein/#more-4653.
Danke für Deine Beiträge!
Viele Grüße
Sebastian